EXPORT- UND ZOLLPRAXIS KOMPAKT

Anforderungen an die Verpackung von Waren

WORAUF BEIM EXPORT ZU ACHTEN IST

Text: Michael Perbandt | Foto (Header): © ekkaluck– stock.adobe.com

Gerade beim Transport von Waren über die Ländergrenzen hinweg, sind die zu versendenden Produkte sicher zu verpacken, um mögliche Schäden durch die verkehrsüblichen Belastungen beim Umschlag und Transport zu vermeiden. Somit stellt sich hier u. a. die Frage, welche Verpackungen zulässig sind und welche Anforderungen an die Stabilität der Verpackung erfüllt sein müssen.

Auszug aus: Zoll.Export 06/21

Zoll.Export
Ausgabe Juni 2021
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So vielfältig die zu versendenden Waren sind, so verschieden sind auch die Möglichkeiten, die Sendungen zu verpacken. Es gilt v. a. und insbesondere für den Empfänger der Waren und erst recht für den Endverbraucher, den Wert der Waren zu erhalten.

In regelmäßigen Abständen gibt es Grund für Beanstandungen, die neben einer mangelhaften Ladungssicherung selbst auch stets die Frage aufwerfen, ob die Verpackung von Waren geeignet oder ob sie für die Anforderungen des Transports unzureichend dimensioniert war.

Versandunternehmen weisen Empfänger von Waren und Verbraucher besonders darauf hin, die Lieferungen nicht nur auf Vollständigkeit, sondern auch auf Unversehrtheit der Verpackung zu prüfen. Wenn Beschädigungen am Packstück vorhanden sind, müssen die Empfänger diese fotografisch dokumentieren und am besten im Beisein des Transporteurs schriftlich festhalten. Ansonsten bleiben weitere rechtliche Schritte möglicherweise verwehrt.

Beanspruchungen der Verpackungen

Um die Beschaffenheit einer Verpackung hinreichend zu definieren, stehen folgende, spezifische Eigenschaften im Fokus:

  • Abmessungen (Länge, Breite, Höhe, Schwerpunkt)
  • Gewicht
  • Material
  • Oberflächenbeschaffenheit
  • Kantenbeschaffenheit
  • Stapelbarkeit
  • Eigenstabilität
  • Temperaturempfindlichkeit
  • Feuchtigkeitsempfindlichkeit

Um festzulegen, welche Verpackung gewählt werden soll, ist es wichtig zu wissen, wie die Beanspruchung ist, denen die Verpackung und die gesamte Ladeeinheit
ausgesetzt sind. Zu den mechanischen Beanspruchungen zählen:

  • Biegung
  • Druck
  • Zug
  • Torsion
  • Scherung

Hinzu kommen die dynamischen Beanspruchungen, die als Beschleunigungswerte angegeben sind. Diese sind bei den einzelnen Verkehrsträgern sehr verschieden. Die einschlägigen Vorschriften zur Ladungssicherung, z.B. VDI 2700, CTU-Code oder DIN EN 12195, stellen die typischen Beschleunigungswerte dar.

Besondere Kräfte

Zusätzlich müssen Versender beachten, dass Kräfte auf die Ladung und die Ladeeinheit wirken, die die zuvor beschriebenen Aufzählungen nennen. Hier sind ganz besonders die Belastungen während des Umschlags, z. B. mit einem Gabelstapler oder bei Containerbrücken in Seehäfen, zu nennen. So treten z. B. beim Anheben bzw. Absetzen eines Containers mithilfe eines Van-Carriers Belastungen von bis zu 2,0 g auf.

Weiterer Teil der Überlegungen muss sein, welche Art der Verpackung gewählt wird, und welche klimatischen Beanspruchungen beim Transport auftreten können. Das sind zum einen die Temperatur oder auch Temperaturschwankungen während des Umschlags oder während des Transports. Ein Seecontainer ist nicht selten einige Wochen unterwegs und durchquert dabei verschiedene Klimazonen und Wettergebiete.

Feuchtigkeit

Zum anderen spielt der Einfluss von Feuchtigkeit auf die Waren eine Rolle. Ist Ihre Ware feuchtigkeitsempfindlich, müssen Sie sie entsprechend sorgfältiger einpacken, als wenn die Ware selbst wasserdicht ist. Wickeln Sie die Ware deshalb in Folie, besteht auf der anderen Seite aber auch die Gefahr, dass sich Schwitzwasser bildet, wodurch die Ware wiederum Schäden erleiden kann oder sogar eine Schimmelbildung einsetzt. Zu den weiteren Beanspruchungen zählen:

  • Staub- und Schmutzbefall
  • Einfluss von Nagetieren oder Insekten
  • Einfluss von Dämpfen oder Abgasen
  • Wetter, wie z. B. Hagel, Schnee, Eis, Starkregen
  • Strahlungseinflüsse, z. B. Sonneneinstrahlung (UV-Schutz)

Jeder der aufgeführten Belastungen tritt selten einzeln auf, es ist vielmehr so, dass sich die verschiedenen Faktoren auf die Ladung auswirken und dabei verstärken oder gegenseitig überlagern.

Funktionen der Verpackung

Eine Verpackung übernimmt somit folgende Funktionen:

  • Schutz und Sicherheit bieten
  • Materialfluss ermöglichen
  • Umweltschutz erhalten
  • Marketingzwecke erfüllen

Die Schutz- und Sicherheitsfunktion ist dabei die wichtigste Aufgabe bei der Auswahl der richtigen Verpackung. Denn die Verpackung soll Beschädigungen an den einzelnen Waren verhindern. Die verpackte Ware soll geschützt sein, damit sie nicht auseinanderfallen oder verrutschen, wegrollen, umkippen, zerbrechen oder ausfächern kann. Sie soll zudem nicht freisetzbar sein. Dadurch erreicht die richtige Verpackung, dass die Mitarbeiter, die mit dem Umschlag und in der Lagerung der Waren beschäftigt sind, einen möglichst sicheren Arbeitsplatz haben.

Überlegungen für den Transport

Während des Transports der Waren müssen darüber hinaus die Verkehrsteilnehmer, die auf den Straßen und anderen Verkehrswegen unterwegs sind, gegen Unfälle mit Sach- oder Personenschäden geschützt werden.

Um die Waren in einem steten Materialfluss zu halten, ist es notwendig, Verpackungen zu wählen, die solche Abläufe ermöglichen und rationalisieren und somit die Produktivität steigern können. Dies kommt besonders dort zum Tragen, wo gleiche Waren standardisiert kommissioniert, verpackt und verladen werden.

Ebenso kann die Verpackung eine Identifikationsfunktion übernehmen, wenn eine Kennzeichnung mehrere Güter gemeinsam und gleichzeitig als Lieferung erfasst. Während des Packens der Produkte ist es möglich, spezielle Lesechips oder Markierungen zu setzen, die eine Verfolgung der Waren auf elektronischem Wege ermöglichen.

 

Umweltschutz

Auch der Umweltschutzgedanke und der ressourcenschonende Umgang werden heutzutage großgeschrieben. Häufig ist das Volumen der Verpackungen um einiges höher als die darin verpackte Ware. Das kostet Zeit und Energie für das Entpacken, Sortieren und Entsorgen der Materialien. Dieser Gedanke spielt bei der Verpackungsauswahl eine immer wichtigere Rolle. So sollten Sie überlegen, ob die Schutz- und Sicherheitsfunktion durch die Verpackung erhalten bleiben, aber die eingesetzten Materialien minimiert oder wiederverwendbar sind oder am Schluss in die Entsorgung kommen.

Das Recycling zur Schonung der Umweltressourcen hat dabei oberste Priorität. Viele Kunden bzw. Verbraucher haben bereits Systeme installiert, die eine Sortierung von Altholz, Pappen und Folien ermöglichen. Das deutsche Verpackungsgesetz schreibt dies sogar vor. In § 4 VerpackG heißt es:

„Verpackungen sind so zu verwenden, dass Verpackungsvolumen und -masse auf das Mindestmaß begrenzt werden […], ihre Wiederverwendung oder Verwertung möglich ist […] und auf ein hohes Maß gesteigert wird.“

Die Umweltziele lassen sich z. B. durch folgende Maßnahmen erreichen:

  • Minimierung von Verpackungen
  • hochwertige Kreislaufwirtschaft
  • Nutzung von Mehrwegverpackungen

 

Stabilität der Verpackung

Dies ist die wichtigste Eigenschaft, die Sie stets im Blick behalten sollten. Die Verpackung sollte stabil für Ihre Ware sein und dem gesamten Transportvorgang über standhalten.

Setzen Sie sich mit dem Lieferanten der Verpackungen in Verbindung und ermitteln Sie gemeinsam, welche Kartons für Ihre Produkte geeignet sind. Bei einem leichten Gewicht der Waren reicht beispielsweise ein einwelliger Karton, während ein schweres Produkt besser in einem dreiwelligen Karton aufgehoben ist.

Wellpappen gibt es in unterschiedlichen Qualitätsstufen. Im Gegensatz zum Lagergebrauch zeichnen sich Wellpappen für den Transportbereich durch eine höhere Berstdruck-, Durchstoß- und Kantenstauchfestigkeit aus. Hierfür sollten nur Wellpappen der Qualitäten 1.10 bis 1.50 und 2.20 bis 2.70 Anwendung finden. Wellpappen in der Sorte 2.90 bis 2.96 zählen zu den Schwerlastpappen und haben eine besonders hohe Durchstoß- und Kantenbruchfestigkeit.

Zudem sind Wellpappen erhältlich, die einen feuchtigkeitsbeständigen Kleber enthalten und sich damit für den Transport
der Waren in einem Seecontainer eignen. Hierfür empfehle ich dringend Wellpappen der Qualitäten 2.50. Der Lieferant der Wellpappen ist stets verantwortlich für die Qualität der Materialien. Suchen Sie hier auf jeden Fall den Austausch, und lassen Sie sich belegen, welche Qualitätsstufe die gelieferten Wellpappkartons aufweisen.

Schachteln und Boxen

Schachteln und Boxen, die an Kunden geliefert werden, müssen stets stapelbar sein, um die Auslastung der Transportfahrzeuge nicht zu beeinträchtigen und den Umschlag zu ermöglichen. Um die Stabilität zu verbessern, sollten Sie die Boxen innen mit Verstärkungen oder Aussteifungen ausstatten. Dies sind zum Beispiel Kantenwinkel in den Ecken oder auf den Rändern oberhalb des Kartons sowie Zwischenlagen. Schachteln müssen leicht zu handhaben und zu öffnen sein. Je nach Bedarf sind Griffmulden zu installieren. Um Hohlräume in den Packstücken zu minimieren, müssen Sie stets Füll- und Polstermaterial in ausreichendem Maße verwendeen.

Markierung der Verpackung

Dennoch ist es häufig obligatorisch, sensible Waren oder Produkte mit speziellen Bedürfnissen sorgfältig zu handhaben. Damit sich die am Transport beteiligten Personen darüber informieren können, ist es nötig, die Verpackungen mit entsprechenden Markierungen kenntlich zu machen. Hierzu zählen insbesondere die Hinweise: „Nicht stapeln!“, „Vorsicht zerbrechlich“ oder „Vor Nässe schützen“.

Alternativ gibt es Pappdreiecke, die auf die Oberseite der kommissionierten Kartons gestellt und mit Bänderungen befestigt werden. So wird noch deutlicher, dass diese Waren nicht überstapelt werden dürfen. Die Zeichen sind international angeglichen und somit auch im Ausland verständlich.

Mit speziellen Indikatoren an den Verpackungen, die auf- bzw. angeklebt werden, lässt sich im Nachgang feststellen, ob die Ware gekippt oder auf die Seite gelegt wurde oder zu großen Vibrationen und zu hohen Temperaturen ausgesetzt war. Solche Indikatoren sind bei besonders hochwertigen Gütern sinnvoll.

Holz als Verpackung

Die wohl stabilsten Verpackungen sind Holzkisten. Sie sind robust, können Schwitzwasser ausgleichen und sind stapelbar. Außerdem werden größere Kisten meist so angefertigt, dass sie auch von Hubwagen oder Gabelstaplern unterfahren und somit umgeschlagen werden können. Auf der anderen Seite sind die Holzkisten sehr schwer, was das Handling schwieriger macht. Der ressourcenschonende Einsatz der Verpackungsmaterialien ist hier ungünstig. Selten werden die Holzkisten mehrfach verwendet, und das Holz wird kaum recycelt, es wird wohl meist entsorgt.

Alle eingesetzten Holzverpackungen müssen beim Im- und Export den Bestimmungen des ISPM 15 entsprechen. Hiernach sind die Hölzer gegen Schimmel und Schädlingsbefall zu behandeln und entsprechend zu kennzeichnen. In Betracht kommen dabei die Hitzebehandlung oder eine Begasung mit Chemikalien.

Fazit

Auch wenn die Vielfalt der Verpackungsmittel groß ist und verschiedene Möglichkeiten vorhanden sind, die Waren zu verpacken, sollten Sie dennoch die passende Lösung für Ihre Waren und die jeweiligen Verkehrsträger finden können.

Unterweisen Sie bitte zudem Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Auswahl und richtigen Anwendung der jeweiligen Verpackungen. Sie sollten stets auf die Stabilität der Verpackungen den größten Wert legen sowie Kantenwinkel und Aussteifungen oder Füllmaterialien einsetzen, um zu gewährleisten, dass die Waren unbeschädigt versandt werden können und nicht zu Reklamationen führen. Ermitteln Sie mit Ihrem Qualitätsmanagement und dem Zulieferer, ob es Verbesserungsmöglichkeiten für Ihre Verpackungen gibt und welcher Festigkeitsklasse diese zugeordnet sind.

Der Autor

Michael Perbandt

ist zertifizierter Sachverständiger für Ladungssicherung und Gefahrgut auf allen Verkehrsträgern. Seit etwa 15 Jahren berät er Unternehmen, erstellt Verladeanweisungen und fertigt Gutachten an. Auch Praxis-Verladetrainings, Cargo-Surveys, Audits und Inhouse-Schulungen gehören zu seinem Portfolio. Zudem ist er als Hauptkommissar Gruppenleiter bei der Autobahnpolizei in Schleswig-Holstein und Einsatzleiter bei Großschadenslagen.

Kontakt:
info@transport-training.de
www.transport-training.de

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